Lene, Lene, beug das Knie. Nie!

Menschen, die mir nah waren und sind, rufen mich Lene. Ich erinnere mich nicht, dass jemand mich mal zärtlich Lenchen rief. Auch nicht der Großvater. Der hatte eh mächtigen Ärger am Hals, weil er den von den Weibsleuten ausgesuchten Namen für mich auf dem Weg zum Standesamt verschusselte. Irgendwas mit H und kleinem e meinte er sich zu erinnern. Also nahm er halt das erstbeste was ihm dort vor Aufregung einfiel. Helene.

„Helene“ brüllte seine Frau durch die winzige Wohnung und ich wusste, dass es nun schlimm, wirklich schlimm werden würde. In gebeugter Haltung schlug sie den Kochlöffel und ihren Selbsthass in Stücke auf mir entzwei. Erst wenn meine Knie den Boden berührten hatte sie Erbarmen. Es war jedes Mal ein Kampf um jeden Millimeter. Doch immer versagte am Schluss mein Körper und brach.
 
Im dunklen Zimmer setzte ich ihn danach wieder und wieder zusammen. Teile gingen verloren. Sicherlich.
 
Anschließend ging sie meistens mit mir in den Woolworth. Dort gab es dann heißes Hähnchen. Sie erzählte dabei viel. Kein einziges Wort blieb bei mir hängen außer das „Erzähl dem Opa nichts davon!“. Lange, lange Jahre dachte ich, sie meine damit das frugale Mahl, denn Fleisch gab es sonst bei uns nur an den Sonntagen. Heute weiß ich, sie meinte die Schläge.

Das Kniebeugen war mir für lange Zeit ein Widerliches.